Whatsapp-Geschnatter im Schulzimmer

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Whatsapp kann im Unterricht Wunder wirken. Nicht nur macht es die Kommunikation mit der Klasse sehr einfach. Als Lehrperson gewinnt man auch interessante Einsichten in die Arbeits- und Denkweisen der SchülerInnen. Allerdings braucht es etwas Mut, sich dem Geschnatter auszusetzen.

Whatsapp ist normalerweise ein Medium, das vor allem im privaten Bereich eingesetzt wird. Es ist schnell, es ist einfach. Man kann mit wenig Worten – und vielleicht ein paar Smilies – ziemlich präzise ausdrücken, was die Alltagsbedürfnisse sind. Zudem ist das Senden von Kürzest-Mitteillungen ein probates Mittel, um Beziehungen zu pflegen oder zu organisieren.

Also eigentlich ideal auch für den Einsatz im Unterricht! Denn auch dort geht es um Kommunikation und um die Organisation einer Beziehung.

Facebook ade!

Nachdem Facebook von den SchülerInnen am Gymnasium kaum mehr genutzt wird, musste ich mich nach einer Alternativen für die schnelle Kommunikation mit meinen Klassen umsehen. Für die SchülerInnen war die Wahl sofort klar: Whatsapp. Das ist sozusagen der gemeinsame Kanal all jener, die ein Smartphone nutzen – also praktisch aller LehrerInnen und SchülerInnen.
Allerdings brauchte es schon etwas Mut, sich darauf einzulassen. Denn die Whatsapp-Kommunikation ist nicht nur unglaublich schnell, sondern sie gleitet auch schnell und oft in ein Geschnatter ab. Dies lässt sich allerdings einfach umgehen, indem die Klassen zwei Whatsapp-Gruppen eingerichtet; eine mit und eine ohne Lehrpersonen. Im folgenden will ich zeigen, wie diese Form der Kommunikation aussehen kann. Am Beispiel einer meiner Klassen – einer reinen Mädchenklasse. Dies deshalb, weil diese Klasse sehr souverän entscheidet, was und wie sie im Lehrer-Chat diskutiert.

Neue Sichtweise

Bild 1: Mengenlehre

Der offene Umgang dieser Schülerinnen mit dem Medium hat meine Sicht aufs Unterrichten ziemlich verändert. Denn wenn es ums Arbeiten geht, diskutieren die Schülerinnen dies im Lehrer-Chat und geben uns – mittlerweile sind vier Lehrpersonen am Chat beteiligt – die Gelegenheit, ihnen bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Sie diskutieren in diesem Chat Fragen zu anstehenden Prüfungen oder zu Hausaufgaben. Hat eine Schülerin ein Problem, findet sich sofort eine andere, die ihr weiterhelfen kann. Gelegentlich entwickeln sich spannende und kontroverse Diskussionen zu inhaltlichen Fragen. Ein aktuelles Beispiel: Eine Schülerin schickt ein Foto von einer Mengenlehre-Aufgabe und stellt die Frage, ob das so stimmt (siehe Bild 1). Eine Kollegin stellt eine Gegenfrage. Eine dritte meldet ihre Zweifel an. Der Chat geht noch weiter. Schliesslich sind vier Schülerinnen dabei, gemeinsam die Theorie zu repetieren und diese auf die eingangs gestellte Frage anzuwenden. Als Lehrer hat man selten die Gelegenheit so genau nachverfolgen zu können, wo die Verständnis-Probleme liegen können. Wenn sich zudem abzeichnet, dass die Schülerinnen keine Lösung finden, kann ich als Lehrer in die Diskussion eingreifen und sicherstellen, dass am Ende keine Fehlkonzepte hängen bleiben.

Schnell und einfach…

Ein wichtiger Vorzug an dieser Lösung ist auch, dass alle Schülerinnen wie auch alle Lehrpersonen schnell Informationen austauschen können. Sei es dass eine Schülerin zu spät kommt (Bild 2). Auch die andere Richtung ist natürlich sehr praktisch. Wenn ich beim Vorbereiten feststelle, dass die Schülerinnen etwas Spezielles benötigen, kann ich ihnen das selbst am Vorabend noch mitteilen. Dadurch, dass die Mitteilungen auf das Smartphone gesendet werden, habe ich die Gewähr, dass wirklich alle davon erfahren. Dies kann kein anderes Medium leisten – ausser vielleicht die Telefonkette .
Bild 3: Infos zum Unterricht

Bild 2: Verspätungsmeldung

… und lustig

Abgesehen von diesen praktischen Aspekten, gibt es aber auch viel zu lachen, wenn man die Diskussionen eins zu eins mitverfolgen kann. Beispielsweise wurde vor einigen Tagen des langen und breiten darüber diskutiert, wer was an den Weihnachtsball anziehen soll. Irgendwann hat dann eine Schülerin die Frage aufgeworfen, ob das wohl die Lehrer interessiere. Ich kann nur sagen: Ganz uninteressant war es nicht.
Bild 4: Schnügel
Oder jeweils am Sonntag abend, wenn einzelne Schülerinnen feststellen, dass sie noch für Prüfungen lernen müssen. Was man da liest, ist oft einfach lustig (Bild 4). Jedenfalls ist nach solchen Episoden die Stimmung im Schulzimmer viel gelöster, weil man gegenseitig sehr viel voneinander mitbekommt und weiss.
Will man als Lehrerin oder Lehrer Whatsapp auf diese Weise nutzen, sollte man sich allerdings vorher überlegen, ob man diese Art des Austausches will und aushält. Ich jedenfalls bin begeistert davon. Es erleichtert mir den Umgang mit der Klasse sehr. Und dies sowohl in organisatorischer als auch in sozialer Hinsicht. 

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0 Kommentare

  1. Whatsapp schliesst ja nicht aus, persönlich mit dem SuS zu reden! Es wird nur benutzt, wenn man gerade nicht die Möglichkeit hat mit den Schülern (oder Lehrern) zu sprechen.

  2. Ich selbst benutze auch Whatsapp ab der Oberstufe mit meinen Schülern … und ich finde es total praktisch! Beide Seiten können davon enorm profitieren, wie ich finde!
    Übrigens, das ist ein ganz, ganz toller Blog! 🙂 Hab ihn heute zufällig entdeckt … bin total begeistert!

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