IT-Trends an der Communication World

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Messe Communication World 2013


ITelligent mobility

Am 06./07. November 2013 fand in München die Fachmesse Communication World statt. Sie war begleitet von einer Konferenz mit Keynotes, Sessions und Diskussionsrunden zu Mobile Technology, Mobile Enterprise und Mobile Business. 

In 60 meist 20-minütigen Referaten präsentierten Fachleute aus Industrie und mittelständischen Unternehmen Trends und Neuheiten der mobilen IT. Am Rande waren auch Mobile LearningMobile EducationMobile Government und Intelligent Urbanization ein Thema. 

Im Folgenden werden vier IT-Trendtechnologien aufgenommen, die in verschiedensten Vorträgen immer wieder im Zentrum standen und in der näheren Zukunft Industrie und Unternehmen verstärkt beschäftigen dürften.

  • Mobility
  • Big Data
  • Cloud-Computing
  • Industry 4.0 – Internet of Things

Am Schluss dieses Posts stelle ich die Frage nach Herausforderungen für Schule und Unterricht.

Communication World: Einige Schlüsselbegriffe

Mobility

Niamh Madigan stellt in
seinem Artikel „The Mobility Revolution“ fest, dass wir uns mitten in einer
mobilen Revolution befinden, dass Mobilität unser Leben und unsere Arbeit
verändern wird:

„Mobility is the biggest
technological shift since the arrival of the internet and many IT departments
are still not prepared to support a borderless mobile workforce.“

Die Vorträge an der Communication World haben gezeigt, dass die Bedeutung des Themas Mobility im Geschäftsleben nicht mehr verdrängt
werden kann, wahrscheinlich bald auch nicht mehr an der Schule. Wer die digitale Revolution überleben möchte,
komme nicht mehr an einer Innovations- und Investitionskultur vorbei, müsse Ballast abwerfen, über das Alte hinausdenken und sich mit anderen vernetzen!

Mobilität ist verknüpft mit Big Data, Cloud-Computing, Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge. Diese Technologien werden auch unter den 10 IT-Trends von McKinsey genannt. SAP erachtet in den HR-Technologietrends für 2014 Cloud, Mobilität, Social Media und Big Data als wichtig für die Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Thomas Heimann, IT-Architekt bei Capgemini und Leiter der jährlichen IT-Trends-Studie
unterzieht Cloud, Big Data, BYOD und Social Media in seinem Aufsatz IT-Hypes auf dem Prüfstand einem „Reality-Check“.

Big Data

Der Begriff Big Data „bezeichnet riesige Datenmengen aus vielfältigen Quellen, die mit Hilfe neu entwickelter Methoden und Technologien erfasst, verteilt, gespeichert, durchsucht, analysiert und visualisiert werden können.“ (Wikipedia

„Wir sitzen auf einem Datenberg,
der an einem einzigen Tag 2,5 Exabyte an Daten umfasst – eine Zahl mit
18 Nullen. Das wäre so, als würden jeden Tag 500 Millionen neue DVDs produziert. Allein in den vergangenen zwei bis drei Jahren wurden 90 Prozent aller heute
verfügbaren Datensätze hergestellt. Der Wettlauf um den Datenschatz hat
begonnen.“ (focus.de: CeBIT-Trend Big Data)

Big Data gilt als Königsdisziplin der IT-Branche (Euromarcom, Okt. 13), denn das gezielte Strukturieren, Auswerten und Nutzen grosser Datenmengen hat ein immenses Potenzial. Damit könnte das zukünftige Verhalten von Nutzern prognostiziert werden. Es könnten gesellschaftliche Verbesserungen erzielt werden in Bereichen wie Energie, Verkehr oder Gesundheit. 

Datability wird das Topthema der CeBIT 2014: Die Wirtschaft erhofft sich durch die Analyse von Big Data Wettbewerbsvorteile, Einsparungspotentiale und neue Geschäftsfelder. Dies führe einerseits zu zusätzlichen Arbeitsplätzen, stelle andererseits aber auch grosse Herausforderungen, wie die damit verbundenen Probleme gelöst werden können: 

  • Das drohende Datenchaos
  • Data-Mining Software und Strategien zur Bewältigung von Big Data
  • Machtmissbrauch, Manipulation, Wirtschaftsspionage
  • Datensicherheit, Datenschutz und ethische Entscheidungen zur Verarbeitung der Daten.
  • Die Wissenschaft fragt sich sogar, ob Big Data das Ende aller Theorie bedeuten könnte: „The End of Theory: The Data Deluge Makes the Scientific Method Obsolete“ (Chris Anderson in: WIRED)
Eine grosse Herausforderung werden die gesellschaftspolitischen Diskussionen sein um den verantwortungsollen und nachhaltigen Umgang mit Big Data.

Cloud-Computing


Dieses Datenwachstum könne schon jetzt von mittelständischen Unternehmen nicht mehr ohne neue Konzepte bewältigt werden.

Beim Cloud-Computing wird ein Teil der IT-Landschaft „auf Nutzerseite nicht mehr selbst betrieben
oder örtlich bereitgestellt, sondern […] als
Dienst gemietet. […] Die Anwendungen
und Daten befinden sich nicht mehr auf dem lokalen Rechner oder im
Firmenrechenzentrum, sondern in der Wolke.“ (Wikipedia

Auf die Daten kann zeit- und ortsunabhängig zugegrifen werden, von jedem Gerät aus, auch mobil. Physische betriebseigene Infrastruktur wird durch Cloud-Infrastruktur ersetzt, statt teurer Programmpakete wird Software as a Service (SaaS) angeboten, Desktop- und PC-Computing werden von Mobile Computing abgelöst, „die Server wandeln sich zu einem Set von Applikationen“, die in der Cloud gehostet oder dort auch verwaltet werden (SWISS iTMagazine). Wenn die Cloud zur Hardware der Zukunft wird (Jakob Jung), heisst dies für Unternehmen (und für die Schule), dass aus fixen Investitionen variable Kosten werden. Cloud Computing kann also als eine moderne Form des Outsourcings gesehen werden.

Mit Mobilität und Cloud wird auch die Desktop Virtualisierung vorangetrieben. „Dies ist ein Verfahren, um mehreren Benutzern gleichzeitig und unabhängig voneinander die Ausführung von Anwendungsprogrammen auf einem entfernten Computer (Host) zu erlauben.“ (Wikipedia) Der virtuelle Arbeitsplatz in der Cloud steht überall und jederzeit zur Verfügung. Vorteile: Einfachere Administration und damit weniger IT-Support-Aufwand, niedrigere Endgeräte-Kosten, flexibler Zugriff, zentrale Datenhaltung statt Speicherung auf unsicheren Notebooks oder Tablets, sicherer Desktop-Zugang über jede Netzwerkverbindung. Dies führe auch zu einer höheren Anwenderzufriedenheit. 

Vielleicht können die mit der Cloud verbundenen Probleme und Gefahren wie Datenschutz oder Cyberkriminalität durch vereinte Anstrengungen bewältigt werden. Der Organisation EuroCloud Europe sind bereits 30 Landesorganisationen angeschlossen. Die EuroCloud Swiss setzt sich ein für Akzeptanz, Transparenz, Standards und Qualität im Schweizer Markt. 

Bernd Becker, Vorstandssprecher der EuroCloud Deutschland, sieht die Cloud trotz aller Bedenken als den Schlüssel zu einer smarten Welt. 

Industrie  4.0 und Internet der Dinge


Die Cloud sei die Plattform für die vierte industrielle Revolution.

Als wichtigste Symbole der ersten industriellen Revolution gelten der Webstuhl und die Dampfmaschine, die zur Mechanisierung mit Wasser- und Dampfkraft führte. Für die zweite industrielle Revoultion stehen Glühlampe, Telefon und das Fliessband, das die arbeitsteilige Massenfertigung ermöglichte. Das Symbol der dritten, auch digitalen oder elektronischen Revolution ist der Mikrochip, wodurch die IT zu einer weiteren Automatisierung der Produktion eingesetzt werden konnte. Bei der vierten industriellen Revolution hält nun das Internet der Dinge und Dienste Einzug in die Fabrik. Intelligente Produkte sind identifizierbar und lokalisierbar, sie kennen ihre eigene Geschichte und ihren aktuellen Zustand und eröffnen damit ganz neue Möglichkeiten.

Die Fertigungsindustrie wachse mit dem Internet zusammen. Smarte Maschinen werden eigenständig Informationen austauschen. Dies führe zu einem organisatorischen Paradigmenwechsel: Die Produktion solle sich nun selbst planen, steuern und kontrollieren – und diese Selbstbezüglichkeit nennt man Industrie 4.0. (keosk, Nov. 13

Die IT umfasse hierbei nicht nur die klassische Datenverarbeitung, sondern auch „Maschinen-zu-Maschinen-Kommunikation (M2M), Mobile, Cloud sowie In-memory Computing, Augmented Reality, Virtualisierung und Simulation sowie Social Machines“. Anwendungen seien „vernetzte Fahrzeuge, mobile Gesundheit, häusliche Sicherheit, intelligente Stromnetze“. (keosk, Nov. 13) Und wir werden mit weltweit 50 Mrd. Geräten zur Networked Society.

Mobile IT: Ausblick in die Zukunft

An der Podiumsdiskussion zum Thema „Mobile IT: Wozu brauchen wir noch Enterprise IT?“, moderiert von Heinrich Seeger, wagten Matthias Weiss, Patrick Blitz, Matthias Eissing, Jimmy Schulz einen Ausblick in die Zukunft.

  • Mobile Geräte setzen sich immer stärker durch, vor allem Tablets. Im vergangenen Quartal wurden erstmals mehr Tablets verkauft als
    Desktop-Rechner. In Bayern setze man nicht mehr auf Laptop-, sondern auf Tablet-Klassen. Mobile Geräte helfen Unternehmen, innovativer zu werden. Sie werden zum persönlichen Assistenten: spontan, flexibel, ortsbezogen, relevant, zeitsparend, intellligent. Wichtigste Voraussetzung: ein flächendeckendes und sicheres Superbreitbandnetz mit hoher Verbindungsstabilität.
  • Neue Eingabemöglichkeiten unterstützen den Trend zur Mobilität. Die Mensch-Maschine-Schnittstellen werden intuitiver: Gesten-basierte Bedienung führt zu höherer Akzeptanz. Verlässliche Spracherkennung und Sprachsteuerung sollen der nächste evolutionäre Schritt sein.
  • Enterprise Apps werden zum zukünftigen Standard am Arbeitsplatz. Das Problem der Datenaufbewahrung könne mit Containerlösungen bzw. mit dem Wrapping der Geschäfts-Apps gelöst werden.
  • In der Ära von GoogleDriveDropbox und iCloud verliere das Endgerät an Bedeutung; die Rolle des PCs werde von der Personal Cloud übernommen (Gartner 2012). Diese sei flexibel, verlässlich, portabel, günstig und jederzeit erreichbar. Cloud und Mobile Computing werden zusammenwachsen und bald als Synonyme benutzt. (Forrester, 12/2012). Wir kommen weg von einem Zentralgerät und steuern auf das Internet der Dinge zu. Zentrale Frage: Wie lösen wir das Big Data Problem? 
  • Die Art und Weise der Zusammenarbeit verändere sich: Sie werde virtuell, mobil, dialogorientiert, mit kürzeren iterativen Zyklen. Bei virtuellen Teams stehe die Team-Performance im Vordergrund. Funktionsübergreifende Innovationsteams würden zur Norm. (Susan Galer) Die Integration sozialer Medien werde zu einer besseren Kommunikation und Zusammenarbeit am Arbeitsplatz führen. 
  • Wir gehen auf eine Demokratisierung am IT-Arbeitsplatz zu: Die Mitarbeiter bestimmen die Werkzeuge, die Nutzer beginnen selbst die Arbeitsprozesse zu optimieren und üben Druck aus auf die IT. Sie fordern attraktive Geräte am Arbeitsplatz. Locked Devices seien keine Lösung mehr. Der Mitarbeiter verweigere sich, wenn ihm eine Lösung nicht passe und wolle mehr Mitspracherechte. Der Arbeitgeber müsse heute Kompromisse eingehen. 
    • Einerseits drohen in allen Branchen Angriffe durch branchenfremde Wettbewerber, andererseits locken neue Expansionsfelder und neue Diversifikationschancen. Die Konservativen bilden Allianzen, die progressiven expandieren weg von ihren Kernkompetenzen. Selbstkritik der Unternehmer: Alte Strukturen und Prozesse behindern uns, wir sind zu langsam und müssen neue Modelle suchen. 

    Herausforderungen für die Schule

    Diese Dynamik in den Informations- und Kommunikationstechnologien könnte auch zu einer Neuorientierung an den Schulen führen. Die folgenden Thesen sind ein Versuch, zu überlegen, was auf diesem Hintergrund für Schule und Unterricht nötig werden könnte. 

    • Konzepte zur Förderung einer Innovationskultur: Diese Aufbruchsstimmung sollte auf die Schule übertragen und ein neuer Umgang mit den neuen Medien entwickelt werden können. Zum Beipiel durch den Einsatz von schulübergreifenden Innovationsteams oder Think Tanks.
    • Herbeiführen eines IT-Paradigmenwechsels: Die herkömmliche schulinterne IT-Infrastruktur sollte reduziert und daneben auch Cloud und Cloud Services begünstigt werden. Es könnte gewinnbringend sein, Desktop Virtualisierung und Software as a Service zu prüfen. Der für die Schule immer noch notwendige Rest-Hardwarepark könnte mit Thin-Clients kostengünstig aufrecht gehalten werden. Teure Softwareverträge könnten gekündigt, bei der Hardware und beim Strom könnte gespart werden. Dies würde wenigstens teilweise die Ressourcen freimachen, die auch in Zeiten des Sparens wichtig sind. Hauptvoraussetzung: flächendeckende und sichere Superbreitbandnetze mit hoher Verbindungsstabilität. 
    • Integration von Mobilität: IT und Unterricht sollten auch auf mobile Geräte und Apps ausgerichtet werden, ein Anfang wäre z.B. Google Apps for Education. Wenn sich die Schule dem Thema Mobilität rechtzeitig stellt, können mobile Geräte und Apps im Unterricht eine riesige Chance sein. Dazu müssen wir eine mobile Strategie entwickeln. Bring your own device kommt nicht mehr an Tablets vorbei.
    • Integration von sozialen Medien: Es sollten Strategien entwickelt werden zur Integration und Nutzung sozialer Medien, für eine bessere Kommunikation und Zusammenarbeit am Arbeitsplatz und im Unterricht. Da Zusammenarbeit heute zu jeder Zeit und von jedem Ort möglich ist, könnten auch neue Konzepte und Lehrformen hilfreich sein: Blended Learning, Mobile Learning, Social Learning, Flipped Classroom. 
    • Vernetzung von Schulen: Die Vernetzung von Schulen und Lehrkräften sollte vorangetrieben werden, schulintern, kantonal, landesweit. Mit Konzepten wie beispielsweise dem zentral initiierten eLearning-Netzwerk eLSA in Österreich. Nur zusammen können wir die Herausforderungen bewältigen.
    • Entwicklung nachhaltiger Weiterbildungskonzepte zur Förderung der Lehrkräfte: Mit einem eLSA ähnlichen Konzept könnte auch die Weiterbildung der Lehrkräfte organisiert werden. Sie dürfen in einer solchen Zeit des Umbruchs nicht länger auf sich selbst gestellt bleiben. 

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