
Plagiats-SünderInnen da und dort. Jedesmal gibt es ein grosses Hallo, wenn jemand – zu Recht oder Unrecht – des Abschreibens bezichtigt wird. Das muss nicht sein. Hätten die Leute gewusst, wie man richtig zitiert, wären sie noch in ihren Ämtern und es würde sich weiterhin kein Mensch für ihre Dissertationen interessieren. Leider gab es damals Zotero noch nicht. Damit wäre ihnen das nicht passiert.
Zotero ist eine Open Source Software, die unter der GNU Affero General Public License jeder und jedem zur Verfügung steht. Also insbesondere auch unseren SchülerInnen beim Erstellen der Maturaarbeiten. Die Software hilft nicht nur beim Zitieren während des Schreibens selbst. Sie steht einem schon während der Recherche zur Seite. Will man ein Online-Dokument in die Literaturliste aufnehmen, hilft einem ein Rechtsklick im Browser dabei, das Online-Dokument ( oder auch PDF, Bild, Sound etc.) in sein Quellenverzeichnis gemeinsam mit Büchern, Zeitschriften, Artikeln etc. abzulegen.
Dort lassen sich die Dokumente mit Notizen versehen, man kann sie mit Tags markieren und später danach sortieren. Und man kann die Dokumente in verschiedenen Gruppen ordnen.
Installation
Zotero besteht aus mehreren Komponenten, deren Installation allerdings in einem Schritt passiert. Von der Webseite
http://www.zotero.org lädt man sich die entsprechende Version herunter und installiert die Standalone-Version auf seinem Rechner. Beim Herunterladen muss man wählen, für welchen Browser man das Plugin wünscht.
Bei der Installation werden neben der Hauptsoftware auch ein Plugin in Chrome, Firefox, Sfari etc. installiert. Zudem wird auch ein Add-in in Word erzeugt, das später benötigt wird, um direkt in Word Zitate einzufügen und eine Literaturliste zu erzeugen.
Quellenverzeichnis erzeugen und verwalten
Um neue Einträge im Quellverzeichnis anzulegen, gibt es mehrere, ziemlich praktische Möglichkeiten:
- Über das Browser-Plugin können ganze Webseiten in das Quellverzeichnis übernommen werden. Rechtsklick -> „Save Zotero Snapshot from Current Page“ fügt einen Eintrag ins Quellverzeichnis ein und speichert die Webseite lokal ab, so dass sie später in den Anhang des Word-Dokuments gelegt werden kann.
- Mit Drag and Drop lassen sich PDFs, Bilder etc. in das Quellverzeichnis kopieren.
- Kennt man die ISBN, DOI (Digital Object Identifier) oder PMID (System für medizinische Artikel), gibt man diese Nummer ein und Zotero sucht den Eintrag in einer Datenbank. Das lästige Abtippen von Verlagsort, Jahr, Autor, Titel etc. entfällt.
- Natürlich kann man Einträge auch eingeben, indem man eine Maske ausfüllt mit Titel, Autor etc.
Nachdem man die Einträge im Quellverzeichnis gemacht hat, lassen sich die einzelnen Quellen in Gruppen ordnen und mit Tags und Notizen versehen. Damit wird Zotero nicht nur zu einem praktischen Hilfsmittel für das richtige Zitieren in grossen Dokumenten. Die Software hilft einem auch, Recherchen zu strukturieren und zu einem späteren Zeitpunkt wieder nachvollziehbar zu machen.
Zitieren in Word
Beim Betreuen vieler Maturaarbeiten ist mir immer wieder aufgefallen, wie umständlich die Zitiererei in Word sein kann. Viele SchülerInnen fürchten sich davor, legen das Literatur-Verzeichnis von Hand an und fügen auch die Zitate einzeln von Hand ein. Doch es ist nicht nur die Scheu, die sie dazu treibt, sondern auch die eingeschränkten Möglichkeiten von Word (insbesondere Word für OSX). Dort gibt es nur sehr bescheidene Möglichkeiten der Formatierung von Zitaten und Literaturlisten. Ist man gezwungen, von Hand Quellen einzugeben und zu referenzieren, ist dies eine grosse Fehlerquelle. Mit Zotero werden diese Probleme alle mit einem Schlag gelöst.

Die Zotero-Software installiert beim erstmaligen Starten ein Add in in Word 2010 und erzeugt eine Benutzerdefinierte Symbolleiste, so dass die Schalftlächen für die Zitateverwaltung einfach zu finden sind. Über diese Schaltflächen lässt sich nicht nur ein einzelnes Zitat einfügen, sondern auch ein Literaturverzeichnis anlegen und verwalten. Über die kleine Schaltfläche ganz links im Bild wird ein Literaturverweis eingefügt. Die Formatierung lässt sich dabei auch im Nachhinein noch ändern.
Zum Einfügen erscheint eine Suchzeile in Word (siehe Bild unten), in die man die ersten Buchstaben des Autors oder des Titels eingibt, schon erscheint eine Liste mit Quellen zu diesem Autor und man wählt die passende aus. Will man noch die genauen Seitenzahlen angeben, so erreicht man dies mit einem Klick auf den Eintrag. Es erscheint ein kleiner Dialog, wo man die Seitenzahlen eingeben kann.
Die dritte Schaltfläche fügt ein Quellenverzeichnis ins Dokument ein. Auch hier gilt, dass die Formatierung jederzeit geändert werden kann. Ebenso kann das Literaturverzeichnis nach und nach vergrössert, angepasst und umsortiert werden. Die Verweise im Text werden automatisch angepasst.
Anpassen der Formatierung
Beim Installieren von Zotero sind die gängigsten zehn Zitier- und Quellverzeichnisformate bereits installiert und man wählt eines dieser Formate aus. Benötigt man ein Format, das nicht installiert ist, findet man unter
www.zotero.org/styles/ eine sehr lange Liste von Stilen. Um einen Stil zu auf seinem Rechner zu installieren, navigiert man zum entsprechenden Stil, kopiert den gesamten Inhalt der Seite. (Der Inhalt besteht aus einem kleinen xml-File.) Und erstellt mit einem Texteditor auf dem eigenen Rechner ein File mit einer .csl-Endung. Dieses File lässt sich unter Zotero -> Einstellungen -> Stile importieren. Und schon steht der Stil in Zotero und Word zur Verfügung.
Fazit
Zotero ist beim Recherchieren und beim Zitieren ein äusserst nützliches Hilfsmittel, das sehr intuitiv zu bedienen ist und trotzdem eine grosse Fülle von Möglichkeiten bereithält. Dadurch, dass es sich nahtlos in den Browser und in Word integriert, muss man nicht immer zwischen verschiedenen Programmfenstern hin- und herwechseln, wenn man neue Einträge ins Quellverzeichnis anlegen oder in Word zitieren will.
Zudem bietet die Software die Möglichkeit, dass man online einen Account bei Zotero anlegt. Dadurch werden sämtliche Daten in der Cloud gespeichert und man hat die Möglichkeit, auch von anderen als dem eigenen Rechner auf die Quellen zuzugreifen.
Bei den nächsten Maturaarbeiten werde ich meinen SchülerInnen auf jeden Fall Zotero empfehlen. Es kann ihnen sehr viel Arbeit abnehmen.
Ich habe selber Erfahrungen mit Zotero gesammelt und kann es nur weiterempfehlen. Besonders bei grösseren Arbeiten. Daumen hoch.