Horizon Report 2022

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Teaching and Learning Edition

Am 18. April 2022 wurde die Teaching and Learning Edition des Horizon Reports 2022 veröffentlicht, zum dritten Mal von der EDUCAUSE. Dieser 60 Seiten umfassende Bericht stellt aktuelle Entwicklungen für den Bildungsbereich und für die Zukunft der Hochschulen vor.

Zwei Jahre nach der COVID-Pandemie erwarten die Expert*innen von EDUCAUSE längerfristige Veränderungen in der Art und Weise, wie wir unser Leben und unser Lernen gestalten. Nach mehreren Abstimmungsrunden einigten sie sich auf Makrotrends und Schlüsseltechnologien, die ihrer Meinung nach die Zukunft des Lehrens und Lernens in der Hochschulbildung prägen werden. Diese stelle ich in diesem Beitrag kurz vor. Ins Deutsche übersetzt habe ich den Bericht mit der kostenlosen Version von DeepL.

Trends

Soziale Trends

Hybrides und Online-Lernen: Da wir uns nach der Covid-19-Pandemie daran gewöhnt haben, Dinge von überall aus zu tun, müssen sich die Hochschulen auf die Entwicklung einer soliden Hybrid- und Online-Pädagogik konzentrieren. Der Zugang zur Bildung sollte erleichtert und alle Beteiligten darin geschult werden, diese neuen Lernumgebungen effektiv zu nutzen.

Kompetenzbasiertes Lernen: Die Nachfrage nach nicht kreditbasierter, nicht-traditioneller Bildung und nach Kompetenztraining steige. Lebenslang Lernende interessieren sich zunehmend für praktische, personalisierte und kompetenzbasierte Kurse mit Mikrozertifikaten. Das heisst, dass die Hochschulen flexiblere, kompetenzbasierte Kurs- und Qualifizierungsangebote entwickeln müssen.

Fernarbeit: Flexiblere Arbeitsregelungen hätten in den letzten zwei Jahren zu nicht verhandelbaren Erwartungen der Arbeitnehmer geführt und Fernarbeit werde in vielen Branchen zur Norm. Die Hochschulen müssten sich darauf einlassen und daher ihre Kultur und Arbeitsabläufe, die Einrichtung und die Arbeitsräume überdenken.

Technologische Trends

Die Hochschulen gehen von der „Notfallplanung“ zur „langfristigen Planung“ für neue Technologien über, die flexiblere Lehr- und Lernerfahrungen ermöglichen.

Learning Analytics und Big Data: Big-Data-Systeme hätten bis jetzt noch nicht zu den erwarteten Veränderungen geführt. Zu den Hindernissen gehören Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Gleichberechtigung der Studierenden sowie die mangelnde Akzeptanz der Lehrkräfte.

Internet-Sicherheit: Eine grosse Herausforderung sei die Cybersicherheit. Die ständige Gefahr eines Angriffs beschäftige die Hochschulen, denen nicht genügend Mittel zur Abwehr zur Verfügung stehen.

Ökonomische Trends

Kosten und Wert von Hochschulabschlüssen: Die Rentabilität des traditionellen Hochschulabschlusses werde zunehmend in Frage gestellt, da sich einige Studenten ein Studium nicht mehr leisten können und andere nach Alternativen für ihre berufliche Entwicklung suchen, nach flexibleren, modularen und personalisierten Lernerfahrungen und Abschlüssen. Das Versprechen einer „College-Erfahrung“ reiche heute nicht mehr.

Digitale Wirtschaft: Die Institutionen werden mit wachsenden Herausforderungen konfrontiert im Bereich der Cybersicherheit und bei der Bekämpfung der negativen Auswirkungen von sozialen Medien und Fehlinformationen. Dies erhöhe den Bedarf an Investitionen in Personal und Kapazitäten für Daten und Analysen.

Finanzielle Defizite: Die Institutionen stehen weiterhin vor Herausforderungen, die ihre finanzielle Stabilität bedrohen: rückläufige Studentenzahlen, Inflation, steigende Studiengebühren und Lebenskosten.

Umwelttrends

Die Hochschulen hinterlassen durch ihren hohen Ressourcenverbrauch Spuren in der Umwelt und müssen im Hinblick auf Klimastabilität und Umweltverträglichkeit nachhaltige Praktiken einführen.

Physische Campus-Strukturen: Die Zeit des „Notfall-Fernunterrichts“ und die Rückkehr an die Hochschulen erfordern Veränderungen der physischen Campus-Strukturen: Hinzufügen neuer Hardware, Verbesserung der Luftqualität und des Raums für soziale Distanzierung, Massnahmen für einen nachhaltigen Campus.

Steigerung der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung: Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs) haben die strategische Planung der Hochschulen stark beeinflusst. Die Hochschulen sollten die Studierenden darauf vorbereiten, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten und in der Forschung praktisch anzuwenden. Die Wissenschaft solle offener und kollaborativer werden.

Die Gesundheit unseres Planeten: Der Klimawandel wird zu einem zentralen Anliegen. Die Hochschulen sollten Forschung und Lehre nutzen, um das globale Klima zu beeinflussen. Sie sollten Medienkampagnen lancieren, um die Öffentlichkeit über die ökologischen, sozialen und kulturellen Auswirkungen des Klimawandels aufzuklären. Sie sollten Empfehlungen aussprechen und verlangen, dass Forscher und Lehrkräfte umweltfreundliche Praktiken anwenden und den Klimawandel in ihre Forschungs- und Lehrpläne einbeziehen.

Politische Trends

Politische Instabilität schafft Unsicherheit im Hochschulwesen: Aufgrund der Verflechtung von Bildung und Politik seien politische Trends sowohl Ressourcen für die Hochschulbildung als auch Kräfte, die deren Konturen prägen.

Das Erstarken des Nationalismus in bestimmten Regionen der Welt und das Aufkommen populistischer Führer, die Ansichten vertreten, die den Werten von Demokratie, Wissenschaft und Bildung zuwiderlaufen, hätten zu einem globalen politischen Klima beigetragen, das von Spaltung und Konflikten geprägt sei. Dies fordere die Hochschulen in der Zukunft.

Der Einfluss der politischen Ideologie auf die Pädagogik: Die politischen Unterschiede würden grösser werden, insbesondere zwischen konservativen und progressiven Gruppen. Dies wirke sich aus auf die Aufgaben, die Finanzierung, die Lehrpläne und auf die Pädagogik.

Der idyllischen Vision eines universitären Klassenzimmers, in dem freies Denken und offene Debatten vorherrschen, stehe ein Klassenzimmer gegenüber mit begrenzten Diskussionsmöglichkeiten und engen Definitionen davon, was als Wissen und Wahrheit gilt.

Kürzung der öffentlichen Gelder: Da verschiedene öffentliche Sektoren nun um staatliche Mittel konkurrieren, könnte es weltweit zu erheblichen Kürzungen der Bildungsbudgets kommen. Dies könnte sich in einer Reduzierung des Lehrkörpers und des Kursangebots sowie in einem Rückgang der Zahl der Studierenden niederschlagen.

Schlüsseltechnologien und Praktiken

Der Schwerpunkt liegt auch dieses Jahr wieder auf hybridem Lernen, auf Microcredentials und Learning Analytics. „Fakultätsentwicklung“ und „Lernräume“ würden als eigenständige Technologien und Praktiken wahrgenommen. Die Bedeutung von Microcredentials nehme zu. Die Arbeitnehmer hätten hohe Erwartungen an die Flexibilität am Arbeitsplatz. Vermehrt diskutiert würden Verbindungen zwischen den Zielen der Hochschulbildung und den Anforderungen der Berufswelt.

KI für Lernanalysen

Bei Learning Analytics geht es darum, wie Hochschuleinrichtungen KI nutzen; sie wollen Daten für die Entscheidungsfindung und zur Unterstützung des Studienerfolgs.

Überblick: Neue KI-gestützte Verfahren können nun Daten erfassen und dank „Deep Learning“ eigene Modelle erstellen, mit denen sie lernen. Bildungseinrichtungen können so leichter Erkenntnisse aus ihren Lern- und Studentendaten gewinnen und adaptive und personalisierte Bildungserfahrungen schaffen.

Relevanz für Lehren und Lernen: Eine Herausforderung, die einer sinnvollen KI-Analyse im Wege stehen könnte, seien „Datensilos“. Universitäten seien oft ein Flickenteppich von Abteilungen, von denen jede ihre eigenen Systeme zur Nutzung von Daten habe. Dies führe zu betrieblichen Ineffizienzen und zu Lücken zwischen Datensystemen, die nicht miteinander „sprechen“.

Es sei wichtig, dass die Mitarbeiter über das Potenzial dieser Daten zur Lösung echter Probleme aufgeklärt und geschult würden. Da die Analyse eine zutiefst menschliche Aktivität sei, müssten echte Menschen mit echten Bedürfnissen in die Daten- und Analyseplanung der Institutionen integriert werden.

Da nicht alle Nutzer damit einverstanden sind, dass diese Daten über sie gesammelt werden, könnte dies ihr Vertrauen in die Hochschule schwächen. Es müsse zudem sichergestellt werden, dass diese Innovationen niemanden zurücklassen, sondern den Erfolg aller Studierenden fördern.

KI für Lernwerkzeuge

Von den Studierenden werde erwartet, dass sie über ihre Lernerfahrungen und Lernumgebungen direkt mit KI-gestützten Tools und Technologien interagieren.

Überblick: Künstliche Intelligenz kann viel mehr als nur Daten analysieren und verstehen. Sie ist in unserem Zuhause, am Arbeitsplatz und in unserem sozialen Umfeld allgegenwärtig.

Social-Media-Plattformen sind mit unseren Vorlieben vertraut und bieten uns personalisierte Erlebnisse. Unsere Telefone erkennen unsere Gesichter und analysieren unsere täglichen Routinen. Siri, Alexa und andere Sprachassistenten interagieren mit uns.

Auf dem Campus entwickle KI eine ähnlich allgegenwärtige Präsenz und könne auf eine Art und Weise eingesetzt werden, die speziell auf die Erfahrungen der Studierenden zugeschnitten sei und sie zu einem ständigen Begleiter und Helfer auf ihrem Lernweg mache.

Relevanz für Lehre und Lernen: Die wichtigsten Bereiche, auf die sich die Hochschuleinrichtungen konzentrieren sollten, sei die Verbesserung der studentischen Leistungen und die Verbesserung der Lernerfahrung der Studierenden.

Verbesserung der studentischen Leistungen: KI bietet Vorteile durch Tools, die den Studierenden beim Lernen automatisches Feedback geben, wie z. B. virtuelle Schreibassistenten. Solche Werkzeuge könnten Studierenden auch massgeschneiderte Lernwege bieten. Die Lehrkräfte könnten davon profitieren, da sie mehr Zeit für einzelne Schüler hätten.

Bessere Lernerfahrungen für Schüler: KI könne auch zur Verbesserung von Lernwerkzeugen eingesetzt werden. Bei Augmented-Reality-Technologien können durch KI-Funktionen realistischere Umgebungen geschaffen werden, die zu besseren Lernergebnissen führen. Medizinstudenten profitieren von authentischeren Interaktionen mit virtuellen Patienten, die durch KI-Technologie unterstützt werden. Studenten, die sich für die Arbeit in der Luftfahrt oder beim Militär ausbilden lassen, profitieren von intelligenteren Simulationen, die den realen Szenarien näherkommen.

Sind wir schon so weit? Viele Hochschulleiter, Dozenten und Studenten sind aber noch nicht so weit und stellen sich Fragen wie: „Geben wir dem Lernenden die Kontrolle, um die Maschine zu programmieren, oder entwickeln wir Maschinen, um Lernende zu programmieren?“

Hybride Lernräume

Überblick: Dies sei die konkreteste hybride Lerntechnologie. Sie erfordere hohe Investitionen in neue Einrichtungen, Audio- und Videotechnologien. Hier könne der hybride Unterricht scheitern, wenn eine komplizierte Technologie nicht wie vorgesehen funktioniert.

Relevanz für Lehren und Lernen

Technologie: Die Klassenzimmer müssen auf dem gesamten Campus mit Mikrofonen und Lautsprechern, Zwei-Wege-Kameras und Videobildschirmen ausgestattet werden. Es muss Lehrkräfte geben, die wissen, wie man diese Videokonferenzsysteme nutzt, und IT-Supportpersonal, das ihnen bei der Implementierung und Nutzung der Technologien hilft.

Gestaltung von Lernräumen: Es sei wichtig, bei der Gestaltung von Lernräumen auch pädagogische Überlegungen einzubeziehen und herauszufinden, warum bestimmte Räume und Designs für die jeweiligen Bildungsziele und Studenten besser geeignet sind als andere.

Hybrid- und Fernunterricht zur Norm machen

Überblick: In den ersten Tagen der COVID-Pandemie habe man eher von „Notfall-Fernunterricht“ als von sorgfältig geplantem Online-Unterricht sprechen müssen. Jetzt sei unklar, ob es eine Rückkehr zu traditionellen Bildungsmodellen geben wird oder ob die Hochschuleinrichtungen nachhaltige, effektive Online- und Hybridprogramme einführen werden.

Relevanz für Lehren und Lernen

Wenn Praktiker die Online- und Hybridlehre langfristig etablieren wollen, sollten sie die folgenden Empfehlungen überdenken.

Studierende und Lehrkräfte müssen von Online- und Hybridmodalitäten überzeugt und in die Entscheidungen einbezogen werden, damit sie wissen, dass ihre Bedürfnisse gehört werden.

Die Studierenden sollten auch mehr Unterstützung und Ressourcen erhalten. Damit solle sichergestellt werden, dass alle in der Lage sind, sich sinnvoll zu beteiligen.

Microcredentials

Überblick: Mikrozertifikate und andere Formen der kompetenzbasierten Zertifizierung ohne Abschluss könnten den traditionellen Hochschulabschluss ablösen. Die öffentliche Meinung über den Wert der Hochschulbildung und ihre Bedeutung für die Erlangung eines guten Arbeitsplatzes sinke zusehends. Unternehmen wie Google, Apple und Tesla hätten bereits angekündigt, dass sie bei der Einstellung von Mitarbeitern keinen Hochschulabschluss mehr verlangen werden. Der Schwerpunkt liege also zunehmend auf Mikrozertifikaten und auf dem Erwerb von Fähigkeiten und Kompetenzen, die auf die Bedürfnisse von Arbeitnehmern und Arbeitgebern zugeschnitten sind.

Relevanz für Lehren und Lernen

Online- und Hybrid-Kompetenzen: Die Verknüpfung von Online- und Remote-Modi mit Mikrodiplomstudiengängen führe zur Flexibilität, die Institutionen benötigen, um den Lernenden modulare und zeitnahe Ausbildungsmöglichkeiten zu bieten.

Verknüpfung mit der Industrie und der Arbeitswelt: Mikrodiplom-Programme könnten dazu beitragen, eine klarere Verbindung zwischen den Lehrplanzielen und den für den Erfolg in der Arbeitswelt erforderlichen Kompetenzen herzustellen. Dies würde es den Studierenden ermöglichen, ihren Bildungsweg besser auf diese Anforderungen zuzuschneiden. In der Industrie fänden sich bereitwillige Partner, die an der Ausbildung und Schulung künftiger Führungskräfte interessiert sind.

Kompetenzentwicklung für Hybrid- und Fernunterricht

Überblick: Mit dem Fortschreiten der längerfristigen Planung des Hybrid- und Fernunterrichts sind die Erwartungen an die Lehrkräfte und die Bedeutung ihrer Fortbildung gestiegen.

Relevanz für Lehren und Lernen

Die Begeisterung der Lehrkräfte für das Lernen: Es gebe bereits viele Lehrende, die mit Begeisterung neue Tools und pädagogische Ansätze anwenden, und echte Veränderungen in der Unterrichtspraxis, welche die Zeit der Pandemie weit überdauern könnten. Praktiker sollten solche Lichtblicke fördern.

Auswirkungen einer besseren Lehre: Eine der einfachsten und lohnendsten Entscheidungen könne die Investition von Zeit und Ressourcen sein. Damit werde sichergestellt, dass die Lehrkräfte geschult und ausgerüstet sind, um sich effektiv in hybriden und Fernlernumgebungen zu engagieren.

Externe Stellen werden sich in den kommenden Jahren möglicherweise stärker auf die Bewertungsstandards für den Fernunterricht konzentrieren und von den Hochschulen verlangen, dass sie den Unterricht in hybriden Lehrveranstaltungen bewerten und kontinuierlich verbessern.

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