Heiligabend auf dem Mond mit Blick zur Erde – A.I. Art im Unterricht

two astronauts landed on the moon celebrating christmas and pointing into space towards planet earth, futuristic rendering, backlights, nice colors. Berechnet von Midjourney, © virTours
two astronauts landed on the moon celebrating christmas and pointing into space towards planet earth, futuristic rendering, backlights, nice colors. Berechnet von Midjourney, © virTours.
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So stellt sich eine A.I. image generation engine die Textmotive vor.
Berechnet von Midjourney, © virTours

A.I. Art anschaulich ins Klassenzimmer

Die Medien hypen die neuen Möglichkeiten, welche mit dem Einzug von OpenAI & Co. im Alltag Einzug halten. Auch in diesem Blog ist immer mehr davon zu lesen, wie Künstliche Intelligenz wunderbare Tools hervorbringt, welche den Unterricht und den Umgang mit digitalen Medienwerkzeugen verändern.
Es ist gar die Rede einer neuen digitalen Revolution 4.0, welche durch einfach zugängliche und offene KI-Plattformen in einer Goldgräberstimmung in der Start-Up Szene mündet: Keiner möchte den Zug verpassen und aufspringen auf die fantastischen Möglichkeiten und Business-Cases durch Open KI.

Die NZZ und der Tages Anzeiger haben im November in einer Serie die neuen Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz im Alltag beleuchtet und eine Breite Diskussion lanciert. Die NZZ widmet dem Thema ein ganzes Magazin unter dem Titel „Was künstliche Intelligenz bereits alles kann“.

Besondere Aufmerksamkeit erregen die gewaltigen Fortschritte der künstlichen Bildgeneration mittels KI. Bis anhin waren die Ergebnisse der frei zugänglichen Engines zur digitalen Bilderzeugung eher mässig auch wenn sie bereits erkennen liessen, welch gigantisches Potential in diesen Anwendungen liegt. Google arbeitet an Imagen, Nightcafé erlässt gratis Credits für einige Bildversuche oder man versucht seine künstlerische Ader durch Pixray oder Stable Diffusion umsetzen zu lassen.
Anwendungen dieser Tools im Klassenzimmer, auch mit Klassen mit Gestaltung im Schwerpunkt, endeten trotzdem immer in sehr angeregten Diskussionen und die SuS waren im ersten Kontakt mit künstlicher Bilderzeugung total fasziniert.

Revolution im Atelier: Dall-E und Midjourney

Zwei grosse Anbieter haben dieses Jahr neue Versionen ihrer „A.I. image generators“ eingeführt: Dall-E von OpenAI mit Version 2.0 und Midjourney mit der 4. Version ihrer Engine. Mit der Hilfe dieser Bildgeneratoren soll von einer möglichst natürlichen, textbasierter Beschreibung einer Szene ein Bild generiert werden. Die Bilder werden durch neuronale Netze und maschinelles Lernen berechnet und nicht etwa zusammengesetzt aus einer Verschmelzung vorhandener, analysierter Bilder.
Die Bildresultate, welche die beiden Vorreiter liefern, sind kurz gesagt wirklich „mindblowing„. Die Verbesserung der Umsetzung der Details von Text-2-Image, eine markante Beschleunigung der Berechnung, die ungekannte Auflösung dürfen als Meilensteine genannt werden und öffnen den Weg, die Grafik- und Designszene aufzumischen.
Die Grafikgilde fürchtet sich vor Entlassungen, die Kunstszene ist mit den rasanten Umwälzungen überfordert. Bereits hat ein „Gemälde“ von J. Allen, berechnet von Midjourney, den 1. Preis eines renommierten Kunstwettbewerbs gewonnen und so seine Konkurrenz mit Pinsel und Photoshop übertroffen (A.I.-Generated Picture Won an Art Prize, NY Times). Und ja, ich staunte nicht schlecht, als anfangs Dezember eine Ausgabe der NZZ ein halbseitiges Einstiegsfoto eines Artikels publizierte, welches von Midjourney berechnet wurde (und auch korrekt so in der Bildunterschrift referenziert war). Es scheint, als ob A.I. Art bereits in unserem Alltag angekommen ist, ohne dass wir es überhaupt merken.

Ein Set von Motiven mit Thema „Erde und Vergänglichkeit“, berechnet von Midjourney, © virTours

Einsatz von Midjourney im Unterricht

Für den Einsatz im Unterricht eignen sich Midjourney und Dall-E. Beide sind öffentlich zugänglich (Dall-E war früher nur mittels einer „Einladung“ einer gewissen Wartefrist für den Benutzer nutzbar >> danke @Büsser Thomas).

Midjourney ist mit wenigen Schritten im Unterricht sofort einsetzbar. Mit dem Midjourney-Bot kommuniziert man über einen Discord-Kanal. Für uns Lehrpersonen ist das allenfalls gewöhnungsbedürftig – Schülerinnen und Schüler haben aber oft schon einen Benutzeraccount bei Discord, mit dem sie über ihre Games und digitalen Aktivitäten chatten. Für die junge Benutzergruppe ist entsprechend die Benutzung von Midjourney über Discord fast schon intuitiv. Für einen Schnupperkurs mit Midjourney stehen jedem User 25 Bildgenerationen zur freien Verfügung (mit Google Login bei Dall-E erhält man 50 Credits free).

Das erste Bild durch Midjourney

  1. Benutzeraccount bei Discord erstellen: Discord register
  2. Login bei Discord aktivieren und Login durchführen
  3. Midjourney Bot auf seinen Discord-Kanal aufschalten: Öffnen der Website https://www.midjourney.com/ und via Klick auf den Button „Join the Beta“ eine Einladung auslösen.
  4. Einladung annehmen mittels Klick auf den Button
  5. Den Kanal vom Midjourney-Bot anwählen (siehe roter Pfeil im Screenshot)
  6. Auf einen Newcomer Room mit einem Kanal für Newbies wechseln (siehe roter Pfeil im Screenshot)
    Kanal und Bot auswählen und starten
  7. Die Kommunikation mit Midjourney beginnen, indem man den Prompt /imagine gefolgt von der textbasierten Beschreibung seines gewünschten Bildes in Englisch eingibt.
    Ein einfaches Beispiel zur Kommunikation mit Midjourney:
    /imagine A teacher reading an exciting newsletter in front of the computer screen on Sunday evening, fully concentrated, dark shadows in the background, dramatic scene, photorealistic, high contrast, true ambient lighting

Die besten Ergebnisse erzielt man, indem man seine Bildkomposition möglichst im Detail beschreibt: Dazu gehören Objekte, Stimmungen, Stile, Perspektiven, Lichter, Farben etc.

Lizenzierung

Die ersten 25 Bildkompositionen sind gratis und können in einem Newbie-Kanal generiert werden. In der Gratisversion wird dieselbe Engine verwendet, welche auch für bezahlte Accounts verwendet wird. Die erstellten Bilder stehen unter der GNU License und dürfen mit Angabe der Quelle von Midjourney verwendet werden.

Weitere Funktionen (Upscales, Remakes, Videos), unbeschränkter Zugang, Beitritt zur Community mit Top-Beispielen und Prompts können durch unterschiedliche Angebote erworben werden.
Bilder, welche durch bezahlende Abonnentinnen und Abonnenten erstellt werden, werden mitsamt den vollen Rechten am Bild erstellt. Sie sind Urheber und können mit dem Bild machen, was immer Sie möchten.

Tipps und Ideen für den Unterricht

Qualitativ zu A.I. Art

  • Als Einstieg ins Thema „Open AI“ oder „A.I. Art“ können die ersten Schritte in dieser Welt mittels einfacheren Engines (Nightcafé, Pixray, Stable Diffusion) oder gratis Apps für iOS oder Android (starryai, Dream AI) gemacht werden. Dabei sind die Resultate noch weit von den Outputs der grossen Engines entfernt, jedoch können unbegrenzt Bilder erzeugt werden. Der Schülerschaft kann die rasante Entwicklung von A.I. Art und Open AI direkt vom einfachen Tool zum Topanbieter aufgezeigt werden.
  • Angeregte Diskussionen über den Wert von „digitaler Kunst“ sind im Klassenzimmer beinahe unvermeidbar: „ist das noch Kunst?“ oder „kann ich das unter meinem Namen verkaufen?“
    Eine breite Diskussion über den Nutzen und die Gefahren des Einsatzes von KI im Alltag kann mittels aktueller Presseschau gestützt werden (siehe Links oben).
  • Wie wird sich unser Arbeitsmarkt mit dem Einsatz von KI ändern? Welche Jobprofile müssen völlig neu konzipiert werden? Siehe dazu eine Presseschau von die Welt, ORF, NZZ u.a. oder online Tools wie Job Futuromat o.ä.
  • Thematisieren von Bildrechten und Urheberrechten: Wem gehört ein Bild? Wie findet man frei lizenzierte Bilder? Was sind NFTs oder was ist OpenSource in diesem Zusammenhang?
  • Einstieg ins Thema KI und neuronale Netze: Ein anschaulicher Start in ein komplexes Themenfeld.

Arbeit mit Midjourney

  • Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre 25 gratis Bildgenerationen nicht „verschleudern“. Lassen Sie die Klasse die Prompts für Midjourney zuerst aufschreiben und gegenlesen. Fehler in der englischen Übersetzung, eine unpräzise Umschreibung der Bildkomposition kosten unnötig freie Credits. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich von Beispielen im Internet inspirieren lassen: Midjourney Prompt Examples, writing good prompts for Midjourney, Guide to write prompts
    Oder man lässt die Studentenschaft die Befehle zur Bildkomposition gleich von einem Prompt-Generator zusammenstellen: PromptBuilder, NoonShot
  • Lassen Sie die Klasse den genau gleichen Prompt ausführen: Es werden völlig unterschiedliche Resultate komponiert, wobei keines dem andern gleichen wird. Man erkennt anschaulich, wie die Funktion des neuronalen Netzes unumkehrbar ist.
  • Lassen Sie die Klasse beim Entstehungsprozess der Bilder zusehen, indem Sie die Prompts der Studentinnen und Studenten live über den Beamer an Midjourney senden. Die Phasen der Entwicklung sind laufend sichtbar:
/imagine chimp smiling when looking at planet earth in space, basquiat style
/imagine learning café with people in front of computers, view from inside to a snowy winter outside, photorealistic
  • Die Bilder sind unter GNU License publizierbar: Einer Galerie in der eigenen Website im HTML-Kurs, als Icon oder Wallpaper steht nichts im Wege.
  • Die nächste Weihnachtskarte gestaltet von einer KI? Eine wunderbare Aktion in der letzten Doppelstunde vor Weihnachten.

Ein Set von Motiven mit Weihnachtsbäumen, berechnet von Midjourney, © virTours

Erfahrungen

Gerade Klassen mit einem Schwerpunkt ausserhalb der Naturwissenschaften lassen sich von der Leistung der heutigen Artificial Art motivieren und partizipieren angeregt an Diskussionen und Tests. Die „A.I. Art“ dient als sehr direkter und sichtbarer Zugang zur KI.

Als Einstieg ins Thema wurde eine Gestaltungsklasse im Grundlagenfach Informatik gefragt: „Was soll die Maschine zeichnen, was Sie an die Grenzen Ihrer Vorstellungskraft bringen würde?“ Eine Schülerin fordert die Maschine auf, einen „einbeinigen Walfisch, der durch einen mystischen Wald spaziert in düsterer Atmosphäre mit Nebel“ zu zeichnen. Die Klasse sieht gebannt zu, wie sich das Bild langsam aufbaut und immer mehr Details sichtbar werden. Am Ende wird das Resultat begutachtet und es herrscht bald Einigkeit unter der Klasse: Die Aufgabe hätte niemand – auch mit sehr viel Talent und Fantasie – nur annähernd so gut gezeichnet wie Midjourney. Die Neugierde ist geweckt. In der Folge können gesellschaftsrelevante Fragen diskutiert, analysiert und erarbeitet werden. Dazu können die SuS im Bildgenerator ein eigenes „Produkt“ erstellen, welches Sie weiterverwenden und versenden können. In der Folge können Unterrichtseinheiten zu neuronalen Netzen, zu Deep Learning veranschaulicht mit DeepFakes o.ä. folgen.

Ich unterrichte seit 6 Jahren „Game Designein spielerischer Zugang zur Informatik“ im Ergänzungsfach Informatik. Die Grafik von Spielen ist aufwendig: Spielwelten, Characterdesign, Leveldesign etc. erfordern viel Gestaltungskönnen und sind sehr zeitaufwendig. Oftmals ist es für die technisch sehr begabten Schülerinnen und Schüler schwierig, passende Ideen fürs Design und Grafik zu finden. Das Aussehen der nächsten Spielfiguren oder die Idee zur Einbettung des Spieles in eine geeignete Szene wird von nun an durch A.I. Art inspiriert und designt. Als Einstieg in KI kann ich damit auch 18-jährige Jugendliche hervorragend motivieren.

Persönlich möchte ich die Möglichkeiten von Midjourney nicht mehr hergeben: Ich finde es fantastisch, dass ich für meine Skripte, meine digitale Unterlagen, meine Webseiten samt Icons, Texturen, Grafikdesign meine eigenen, von „mir“ erstellten Bilder nutzen und publizieren kann. Ich lasse mich gerne inspirieren und arbeite gerne kreativ mit den neuen digitalen Werkzeugen.

6 Kommentare

  1. Lieber Urs, ganz herzlichen Dank für diesen Post. K.I. ist ein absolut spannendes Thema und Möglichkeiten, diese komplexe und vielfältige Technik so ansprechend selbst zu erkunden, bereichern den Unterricht ungemein.

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