examzone.ch: Prüfungsumgebung für BYOD-Klassen

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Die Organisation von sicheren Prüfungen in BYOD-Klassen ist nach wie vor ein grosses Thema. Sobald man in einer Prüfung Software einsetzen möchte – beispielsweise Word, Geogebra, ein 3D-Zeichnungsprogramm etc. – wird die Sache kompliziert. Die Berner Firma Codefabrik GmbH hat nun eine Lösung gefunden: examzone.ch. In diesem Post stelle ich die Plattform vor.

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Es gibt viele Prüfungssettings in BYOD-Klassen, die mit den gängigen Mitteln wie SafeExamBrowser und Online-Prüfungsplattformen nicht abzudecken sind. Beispielsweise stellt einen bereits der Wunsch, einen Aufsatz mit Word schreiben zu lassen, vor grössere Probleme. Gleiches gilt, wenn man in einer Online-Matheprüfung auch noch Geogebra zur Verfügung stellen möchte oder in einer Informatik-Prüfung eine Entwicklungsumgebung. In all diesen Fällen ist das Problem, dass die Schülerinnen während der Prüfung Zugriff auf die eigenen Dateien auf ihrem Computer erhalten. Dies lässt sich mit dem SafeExamBrowser aus technischen Gründen nicht verhindern.

Codefabrik GmbH hat nun einen Weg gefunden, wie sich dieses Problem lösen lässt: Die Schülerinnen und Schüler starten die Programme wie Word oder Geogebra nicht auf ihrem eigenen Computer, sondern verbinden sich über examzone.ch mit einem virtuellen Compter, der irgendwo in einem Servercenter steht. Auf dieser virtuellen Maschine, auf der ein Linux-Betriebssystem läuft, befinden sich keine persönlichen Daten und das Internet kann ausgeschaltet werden, so dass die Prüflinge keinen Zugang zu unerwünschten Diensten und Daten haben.

Wie funktioniert's für Lehrpersonen?

Lehrpersonen loggen sich über examzone.ch ein und erhalten so Zugriff auf die Admin-Oberfläche (siehe Bild oben.)

Dort lassen sich neue Prüfungen anlegen und konfigurieren. Die Oberfläche ist sehr aufgeräumt und selbst erklärend. Im oberen Bereich lassen sich verschiedene Programme (aktuell sind dies Geogebra, ein Texteditor und Chrome) und Webseiten freigeben. Ebenso können Dateien hochgeladen werden, die den Schüler:innen während der Prüfung zur Verfügung stehen.

Zudem kann hier festgelegt werden, wer Zugriff auf die Prüfung haben soll. Schülerinnen und Schüler können recht einfach mit Excel-Listen zugefügt werden. Sind sie einmal erfasst, kann man sie für spätere Prüfungen einfach wieder auswählen.

Wenn die ganze Prüfung konfiguriert ist, muss man zu oberst auf „Generieren“ klicken. Dann wird im Hintergrund ein Image für die virtuelle Maschine angelegt und die Prüfung ist bereit für den Einsatz.

 

Wie funktionierts für Schüler:innen?

Die Lernenden, die eine Prüfung mit examzone.ch schreiben möchten, benötigten ein spezielles Programm, das bei examzone.ch/download heruntergeladen oder über den Microsoft (oder Apple) Store installiert werden kann.

Dieses Programm sorgt für die Absicherung analog zu SafeExamBrowser. Es versetzt den Computer der SuS in den Kioskmodus, schaltet gewisse Funktionen ab und ermöglicht es der Lehrperson, dass sie sich während der Prüfung mit den Bildschirmen der Schüler:innen verbinden und diese anschauen kann.

Der Ablauf für die Schülerinnen und Schüler sieht so aus:

  • Starten des Programms Examzone
  • Eingeben der Mailadresse
  • Darauf erscheint ein QR-Code. Dieser muss von der Lehrperson gescannt werden.
  • Die Software verbindet sich mit dem virutellen Rechner.
  • Dort wird die Prüfung abgelegt. Zum Beispiel kann ein Dokument erzeugt werden mit Texteditor. Dieses Dokument wird auf dem virtuellen Rechner abgespeichert.
  • Die Schülerin/der Schüler verlässt die Prüfung wiede.

Während der Prüfung

Während der Prüfung können die Schüler:innen auf ihrem Gerät nur an der Prüfung arbeiten. Sie haben keinen Zugriff auf Chatfunktionen oder sonstige Programme. Der Computer befindet sich – ähnlich wie bei SafeExamBrowser – in einem Kioskmodus.
Die Lehrperson dagegen kann währen der Prüfung den Fortschritt der Prüflinge sehen und sich sogar den Bildschirm der einzelnen Personen anzeigen lassen.

Nach der Prüfung

Sobald alle Schüler:innen die Prüfung beendet haben, kann die Lehrperson sich alle Dateien, die während den Prüfungen erzeugt worden sind, per Mail zusenden lassen. Sie erhält dann eine zip-Datei, die sie auf dem eigenen Rechner entpacken und die Dateien speichern kann. Die Dateien kann man sich auch mehrmals wieder herunterladen.

Sobald die Schüler:innen die Prüfung verlassen haben, können sie sich nicht mehr mit dem virtuellen Rechner verbinden. Denn dazu würde wieder die Einwilligung der Lehrperson benötigt und der QR-Code müsste von der Lehrperson gescannt werden.

Mit diesem Mechanismus hat Codefabrik eine elegante Lösung gefunden, so dass die Schüler:innen die Prüfungsdateien im Nachhinein nicht mehr verändern können. Wenn zudem ein Prüfling während der Prüfung die Verbindung verliert, kann die Lehrperson ganz einfach wieder den Zugang gewähren und die Prüfung kann dort fortgesetzt werden, wo sie verlassen wurde.

 

Fazit

examzone.ch ist ein neuartiges Angebot, um BYOD-Prüfungen durchzuführen und den Schüler:innen Hilfsmittel und Software zur Verfügung zu stellen. Das Tool wurde an einer Berufsschule in Bern entwickelt und wird dort nach Angabe des Entwicklerteams bereits seit zwei Jahren erfolgreich eingesetzt. Nun hat sich Codefabrik entschieden, das Tool einem breiteren Nutzerfeld anzubieten.

Ich habe erst seit einigen Tagen einen Testzugang. Deshalb habe ich bisher noch nicht in Erfahrung gebracht, wie viel die Nutzung von examzone.ch kostet. Das werde ich aber in einem Update an dieser Stelle noch nachliefern.

Examzone.ch funktioniert in den ersten Tests sehr gut und ist einfach zu bedienen. Zwei Punkte gibt es aber dennoch, die dem breiten Einsatz aus meiner Sicht etwas zuwider laufen.

  • Die Tatsache, dass auf der virtuellen Maschine ein Linux-System läuft,  schränkt die Vielfalt der möglichen Applikationen für die Zukunft ein. Zudem laufen gerade die gängigsten Programme der Microsoft Office Familie auf Linux nicht. Auch bei berufsspezifischen Anwendungen an Berufsschulen zweifle ich, ob es Linux-Versionen gibt.
  • Dass die Schüler:innen eine zusätzliche Software herunterladen müssen, von der noch unbekannt ist, was sie genau macht und wie sicher sie ist, ist als Nachteil anzusehen. Demgegenüber steht aber der grosse Vorteil, dass während der Prüfung die Bildschirme der Schüler:innen zu sehen sind. Dies ist nur dank dieser proprietären Software möglich.

Insgesamt erscheint examzone.ch recht ausgereift. Ich bin gespannt, wie es eingesetzt werden wird und wie die Erfahrungen damit sind.

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2 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Müller
    Besten Dank für Ihren spannenden Post zu examzone.ch.
    Gerne würde ich noch zwei Ergänzungen anbringen:
    1.) Wenn man isTest mit dem Safe Exam Browser kombiniert, kann man problemlos gewünschte Webressourcen freigeben, z. B. GeoGebra oder WebTigerJython, ohne dass die SuS dann Zugriff auf ihre lokalen Daten haben.
    2.) isTest hat dank seiner Partnerschaft mit Centerboard ein Team von rund 30 Mitarbeitenden im Hintergrund und mit diesen zusätzlichen Ressourcen sind wir am Entwickeln einer weiteren, browserbasierten Möglichkeit, die Bildschirme der SuS zu überwachen, ohne SEB, welche dann auch offenere Prüfungsformen ermöglichen würde. Ich vermute, dass das für die Maturaprüfungen 2024 schon einsatzfähig sein könnte, kann es aber im Moment noch nicht versprechen.

    1. Geschätzter Herr Widrig,

      vielen Dank für die interessanten Ergänzungen. Ich bin gespannt, welche Neuerungen im Bereich BYOD-Prüfungen noch auf uns warten.

      Gruss emil müller

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